Teil 3 – Der Ernstfall / Fazit

Aber im Kriegsfall würden andere Länder uns doch aufnehmen, oder?

Das meinen wir Deutschen immer, weil wir es so kennen, dass massenweise Kriegsflüchtlinge aufgenommen werden, aber die Aufnahme hängt von der Art und politischen Bewertung des Konflikts, der individuellen Gefährdung und den aktuellen politischen Rahmenbedingungen ab.

Deutsche gelten in der Regel nicht als klassische Asylbewerber, da Deutschland als sicheres Herkunftsland gilt. Im Fall eines bewaffneten Konflikts oder politischer Verfolgung kann individueller Asylschutz beantragt werden.

Mehr Informationen darüber, wie man sich auf den Ernstfall vorbereitet, sind hier zu finden: Krieg in Deutschland – wohin flüchten? – Survivaljunkies.de. Wenn nicht ganz Europa betroffen ist, könnte man auf Nachbarländer wie Schweiz, Österreich und Polen oder andere europäische Länder zurückgreifen. Der Vorteil der Schweiz ist ihre Neutralität. Sie wäre zum Beispiel im Falle eines NATO-übergreifenden Konflikts nicht direktes Ziel militärischer Angriffe, aber ihre geografische Lage macht sie im Ernstfall verwundbar für indirekte Auswirkungen, wie zum Beispiel die Nutzung als strategisches Durchgangsgebiet, etwa für Truppenbewegungen, Flüchtlingsströme oder Logistik. Auch ohne direkte Beteiligung könnten Luftraumverletzungen, elektronische Kriegsführung oder Cyberattacken die Schweiz treffen.

Momentan ist das wahrscheinlichste Szenario aber eines, das die NATO involviert, also sollte man sich auch nach Zufluchtsorten außerhalb des NATO-Gebiets umsehen. Australien oder Neuseeland versprechen Sicherheit und stabile Aufnahmebedingungen und sind laut Forschern auch im Falle eines Atomkrieges die Länder, in denen man die besten Überlebenschancen hat, denn beide Länder sind geografisch abgelegen, besitzen keine Atomwaffen und bieten eine stabile Demokratie mit hoher Eigenversorgung. Ich finde übrigens, dass kein Land auf der Welt Atomwaffen besitzen sollte. Aber würden diese Länder uns auch aufnehmen? Im Neuseeland zum Beispiel wurden im Jahr 2024 nach Angaben der UNHCR 2.255 Asylanträge von Flüchtlingen gestellt. Insgesamt wurden 682 Entscheidungen bei den Erstanträgen gefällt, ca. 26 % davon positiv. 74 % der Asylanträge wurden in der ersten Instanz abgelehnt. Ohne Asylantrag mit glaubhafter Gefährdung, Resettlement durch die UNHCR oder temporäre Schutzprogramme bei internationalen Krisen hat man als Deutscher schlechte Chancen, aufgenommen zu werden.

Eine frühzeitige Auswanderung mit Visum ist deutlich einfacher als eine Flucht im Kriegsfall, doch hier gelten dann wieder die weiter oben bereits beschriebenen Voraussetzungen. Wer einen Beruf erlernt hat, der auf der sogenannten „Skills Shortage List“ steht, hat die Chance auf ein beschleunigtes Visumverfahren. Der Beruf des Übersetzers steht aktuell nicht auf dieser Liste, weshalb diese Option für mich leider entfällt.

Fazit: Auswandern ist ein Privileg – kein einfacher Ausweg

Der Wunsch, Deutschland zu verlassen, ist für viele nachvollziehbar. Doch wer nicht reich ist oder einen sehr gefragten Beruf hat, stößt schnell an Grenzen. Remote-Arbeit und Selbstständigkeit bieten zwar Mobilität, aber keine echte Aufenthaltsoption und selbst in Krisenszenarien bleibt die Tür ins Ausland oft verschlossen. Auswandern ist kein spontaner Akt, sondern ein strategisches Projekt, das viel Planung, Geduld und oft auch Glück erfordert. Wenn dann die Menschen, die man mitnehmen möchte, nicht offen für Gespräche über das Thema sind, wird es noch schwieriger. Man muss sich nicht nur den eigenen, sondern gleich mehrere Köpfe zerbrechen. Trotzdem bleibe ich dabei, dass es sich in dem Zustand, in dem unser Land sich aktuell befindet, durchaus lohnen kann, sich solche Gedanken zu machen und einmal verschiedene Szenarien durchzuspielen.

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